«Warum bist du eigentlich für die Teilrevision der Kirchenordung?», werde ich in jüngster Zeit oft gefragt: «Du warst doch mal einer der schärfsten Kritiker des Strukturreformprozesses KirchGemeindePlus im Zürcher Oberland?»
Nun – Kritiker heisst nicht Gegner. Und ich habe in den letzten Jahren tatsächlich eine Entwicklung durchgemacht. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass ich als Mitglied der Kirchensynode Einfluss auf den Prozess nehmen konnte. Und es hängt auch damit zusammen, dass der Kirchenrat seinerseits eine Entwicklung durchgemacht hat.
Von Zwang zu Fusionen ist nicht mehr die Rede, und auch der «sportliche» Zeitplan zur Umsetzung des Projekts ist einer realistischen Betrachtungsweise gewichen. Dass es jedoch Klein- und Kleinstgemeinden gibt, die auf lange Sicht in dieser Form nicht überlebensfähig sind und für welche Lösungen gesucht werden müssen, habe ich nie bestritten. Und schliesslich ist das von mir in der Tat bekämpfte Grossfusionsprojekt im Zürcher Oberland – der Zusammenschluss aller Kirchgemeinden im Bezirk Hinwil – längst ausser Abschied und Traktanden gefallen.
Die jetzt vorliegende Teilrevision der Kirchenordnung hat zweifellos mit KirchGemeindePlus zu tun, indem sie die Voraussetzungen schafft, das demokratisch beschlossene Stadtzürcher Fusionsprojekt zeitgerecht umzusetzen. Sie enthält aber auch zahlreiche Bestimmungen, die – völlig losgelöst von KGPlus – einen zeitgemässen Weg in die Zukunft unserer Landeskirche ermöglichen.
In der parlamentarischen Beratung der Teilrevision wurden dazu unzählige Minderheitsanträge gestellt. Die meisten davon sind in der Synode klar gescheitert. Ich habe nun schon den Eindruck, dass sich die unterlegenen Antragsteller allesamt im gegnerischen Komitee wiedergefunden haben, wohl in der Hoffnung, dass viele Jäger auch in diesem Fall des Hasen Tod bedeuten. Das halte ich für gefährlich.
Thomas Illi,
Mitglied der kantonalen Kirchensynode