1. Dezember 2015, vor 08.00 Uhr. Erst vereinzelte Synodale sind im Ratssaal, bereiten sich still und konzentriert auf die kommende Budgetdebatte vor. Ein brennendes Kerzlein zeigt, dass es
Adventszeit geworden ist. Ein Adventskranz im Zürcher Rathaus? Ja, geht denn das? In Zeiten, da andere Schweizer Städte das Aufstellen von Krippenfiguren im öffentlichen Raum
verbieten?
Ja, in Zürich geht das noch, gottseidank! Auch in Zürich sind Kirche und Staat zwar nicht getrennt, aber doch entflochten. Und trotzdem sind ein Nebeneinander und Miteinander möglich und
erwünscht. Gerade hier im Rathaus, das sich Kantonsrat, Zürcher Gemeinderat und die Synoden der beiden Landeskirchen teilen. Im Budget, welches die reformierte Synode heute verabschieden wird,
sind viele Posten enthalten, die der Allgemeinheit zu Gute kommen, unabhängig von Glauben und Konfession. Die Kirche ist nicht mehr – wie zu Zeiten, als dieses Haus gebaut wurde – Staat, aber sie
nimmt nach wie vor wichtige öffentliche Aufgaben wahr. Im Sozialbereich etwa, oder im Zusammenhang mit Flüchtlingen. Die Kirche wäre ohne gute Partnerschaft mit dem Staat arm dran – aber auch der
Staat ohne gute Partnerschaft mit der Kirche. Auch darum brennt hier im Saal ein Adventskerzlein.